Neue Bilder 2019
Das Jahr ist noch jung, da passt es, einen Blick auf die Entwicklungen in der visuellen Kommunikation zu werfen. Wohin bewegen sich die Bildstile in Marketing und Kommunikation? Was indiziert bereits heute, das spätestens morgen alle interessant finden werden?
Während sich viele Trendprognosen um Bildinhalte drehen (wie z.B. mehr Natur, Emotionen, politische Statement bei creativebloq oder Westend61 bei Page), interessieren wir uns für neue stilistische Tendenzen. Es sind nicht alleine die Inhalte, die sich ändern, sondern auch die Art und Weise der Darstellungen und Abbildungen. Trends entstehen, wachsen, werden gelebt und irgendwann langweilen sie unsere ästhetische Wahrnehmung. Etwas Neues muss her, das uns wieder neu stimuliert. Waren bis vor wenigen Monaten auf Social Media Kanälen Flatlays (Deutsch: Legebilder) auf weissen Hintergrund das Nonplusultra, sieht man heute wieder vermehrt natürlichere Situationen. Objekte werden in Perspektive und authentische Umgebungen gesetzt.
Authentizität – ein Stichwort das in der heutigen Marketingwelt nicht mehr wegzudenken ist. Für Bilder bedeutet das, dass sie echt sein sollen. Eigen. Aber was macht ein Bild im heutigen Sinn authentisch? Ein wichtiges Stilmoment ist die Inszenierung des Unperfekten, Zufälligen und Disruptiven. Das gekonnt Fehlerhafte, schon fast Dilletantische prägt einen neuen Zeitgeist.
Nach wie vor sieht man viele perfekt inszenierte Bilder. Sauber und glatt. Spannender aber sind Bilder mit Stilbruch. Ein ungewöhnlicher Schattenwurf, unberechenbare Bewegungen eines unerwarteten Windstosses, Nicht-Sichtbarkeiten oder laienhaft wirkende (aber gekonnte) Ausleuchtungen. Stilbrüche machen wach, irritieren und lassen einen deshalb genauer hinschauen. «Dadurch, dass man etwas ungesagt lässt, gibt man dem Betrachter die Möglichkeit, die Idee zu vollenden. (…) Ein Vakuum ist da, in das du hineingehen und das du mit deinem ästhetischen Gefühl bis an den Rand füllen musst.» sagte der japanische Kunstwissenschaftler Kakuzo Okakura in seinem berühmten Buch vom Tee.
Unvollkommenheit kreiert Andersartigkeit. Andersartigkeit schafft Aufmerksamkeit und Aufmerksamkeit brauchen wir, um wahrgenommen zu werden. Über das Disruptive hat auch Carsten Popp bei Page geschrieben (Visual Trends) und greift auf, was wir als zweiten starken Trend identifizieren: Illustration.
Viele Unternehmen entdecken die Wirkung grafischer Bilder und Illustrationen als Alternative zur Fotografie neu. Vor allem bei schwierigen Themen können Illustrationen die Rettung sein. Sie können komplexe Zusammenhänge anschaulich darstellen und ganz besondere Stimmungen schaffen. So gesehen bei Nike’s Hyper Court. Mit wenigen Stilelementen schaffen sie unglaublich starke, eigene Welten, erzählen Geschichten und schaffen so unverwechselbare Erscheinungsbilder. Und das Beste: sie sind animierbar – ideal für die digitale Welt. Der Mix von Handwerkskunst und Digitalität fällt auf und überzeugt. Während Fotografie ein wichtiger Baustein für ein konsistentes und wirkungsvolles Branding ist, hat Illustration das Potential einen Schritt weiterzugehen und integraler Bestandteil eines Unternehmensdesigns zu sein.
Wir sind gespannt, was noch passiert. Wir bleiben auf jeden Fall wach. Happy 2019!